Glaube und Vernunft – Widersacher oder Geschwister? – mit dieser Frage rahmt Magdalena Rücker, Schülerin der Klasse 2HL1, ihren Essay, der im Rahmen der Theolympiade österreichweit unter den fünfzehn besten Einreichungen gereiht wurde.
Zum ersten Mal fand in diesem Schuljahr in den Diözesen Wien, St. Pölten, Linz, Graz und Salzburg ein Essay-Wettbewerb für Schüler*innen katholischen Religionsunterrichts der 10. bis 13. Schulstufe statt, die – inspiriert von Zitaten großer Denker*innen zum Verhältnis von Glauben und Vernunft – ihre Gedanken zu dieser theologischen Frage zu Papier gebracht haben.
Aus über 118 eingereichten Texten wurden von einer Fachjury fünfzehn Essays aufgrund ihrer argumentativen Stringenz, Stilistik und inhaltlichen Originalität ausgewählt und im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen (Freitag, 28.05.2021) von den Autor*inn*en vorgetragen und diskutiert.
Magdalena erörtert die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft auf den unterschiedlichsten Ebenen des christlichen Lebens, von der persönlich-spirituellen, über die biblische Überlieferung hin zu den gelebten Glaubenspraktiken der Katholischen Kirche. Dabei werden gerade auch kontrovers diskutierte Fragen zu Themen der sexuellen Identität und der Bioethik im Diskurs aufgegriffen, um die Bedeutung der Vernunft zur Rezeption der biblischen Überlieferung und der Glaubenspraxis zu belegen. In diesem Wechselspiel – das sie mit dem Bild von Zwillingen umschreibt – sieht sie eine besondere Bedeutung, um die Relevanz und Aktualität der christlichen Überlieferung zu bewahren, wie Magdalena ihren Essay abschließt:
Glaube und Vernunft – Geschwister oder Widersacher? Eine Frage, die ich nur aus meiner persönlichen Sichtweise erläutern kann. Allerdings, Geschwister sind nicht immer eineiige Zwillinge. Es gibt Geschwister, die jahrelang nicht miteinander reden, trotzdem würden sie nicht ohne die andere Person leben wollen. Ich denke, so ist es auch mit Vernunft und Glaube. Sie bauen aufeinander auf, existieren aber leider nicht immer ineinander verschlungen. Wenn sie das wären, dann wäre der christliche Glaube viel leichter mit der heutigen Gesellschaft vereinbar und wäre den Ruf los, in so vielen Bereichen veraltet und diskriminierend zu sein.
Unter den prämierten Essays sticht Magdalenas Text durch den besonderen Fokus auf lebenspraktische und ethische Themen hervor und stellt dadurch konkrete Implikation dar, die sich aus dem Verhältnis von Glaube und Vernunft ergeben. Wir gratulieren Magdalena Rücker für diese besondere Anerkennung ihres scharfsinnigen und engagierten Geistes, der nun auch über den Unterricht hinaus gewürdigt wurde!
Matteo Carmignola